Diakonisse - Der andere Lebensstil

I. Wer sind wir?

Diakonisse

Der Entschluß, Diakonisse zu werden, hat eine Vorgeschichte: Wir haben uns von Jesus Christus in seine Nachfolge rufen lassen und können bezeugen, daß er durch seine Rettungstat unser Leben erneuert hat.

Wir sind uns gewiß, daß Jesus uns den Weg gewiesen hat, als Diakonisse zu leben. Die Liebe zu Jesus motiviert uns, mit unserem ganzen Leben seinem Auftrag gehorsam zu sein.

Unsere Lebensgrundlage ist das Wort Gottes. Es ermutigt zur Gemeinschaft mit Gott, prägt und korrigiert unseren Lebensstil und unser Miteinander. Es ist Quelle der Kraft und Inspiration, unseren Auftrag in dieser Welt zu erkennen und zu erfüllen.

Wer unsere Schwesternschaft kennenlernt, stößt schnell auf die besonderen Kennzeichen dieser Lebensform:

Einfacher Lebensstil - Von materieller Armut können wir nicht reden. Wir alle haben, was wir brauchen, manchmal sogar mehr. Aber bewußt setzen wir uns Grenzen, indem wir nicht besitzen wollen, was wir besitzen könnten, und bekennen uns zu einem bescheidenen Lebensstil. In einer von Materialismus, Wohlstand und Konsumdenken geprägten Zeit wollen wir bezeugen, daß wir einen lohnenden Verzicht kennen. Wir möchten Kraft, Zeit und Geld für das Reich Gottes einsetzen. Auch soll unser Blick frei bleiben für den Reichtum, den Jesus Christus schenkt.

Ehelosigkeit - Das Neue Testament zeigt, daß Ehe und Ehelosigkeit vor Gott gleichwertig sind. Unsere Ehelosigkeit weist in besonderer Weise voraus auf das kommende Reich Gottes. Da wird der Mensch weder heiraten noch sich heiraten lassen, denn die Gemeinschaft mit Gott wird ihn ganz erfüllen. Unser freiwilliger Entschluß zur Ehelosigkeit ist Ausdruck unserer Liebe zu Gott. Er läßt unser Leben nicht verkümmern, sondern ermöglicht es, unsere Liebeskraft in der Hinwendung vor allem zu ungeborgenen, ungeliebten, angefochtenen und kranken Menschen zu entfalten. Darüber hinaus erfahren wir unsere Ehelosigkeit als eine besondere Möglichkeit, Jesus Christus mit unserem ganzen Leben zur Verfügung zu stehen.

Gehorsam - Wir sprechen von Gehorsam und meinen damit den Entschluß, täglich neu von Gottes Willen abhängig zu bleiben. Das befreit und schenkt unserem Leben Weite. Wir werden fähig, Gaben und Kräfte in die Gemeinschaft einzubringen, in die Jesus Christus uns stellt. Weil wir ihm gehorsam sein wollen, können wir Aufgaben, in die die Mutterhausleitung nach gemeinsamem Gebet und Gesprächen mit uns sendet, als Gottes Willen für uns annehmen. Durch diese Bereitschaft, sich senden zu lassen, bleibt die Schwesternschaft mobil.

II. Wie leben wir?

Diakonissen im Gespräch

Gemeinschaft - Wir sind das Wagnis eingegangen, Gemeinschaft zu leben. Gemeinsam leben heißt für uns: einander unterstützen, ermutigen und korrigieren. In einer Zeit der Vereinzelung und Unsicherheit empfangen wir in der Gemeinschaft Rückhalt, Geborgenheit und neue Kräfte. Verschieden nach Herkunft, Alter und Charakter ist jede einzelne von Jesus Christus eingefügt in die Schwesternschaft, die Teil der Gemeinde Jesu ist. Weil er uns verbindet, können wir uns gegenseitig mit Stärken und Schwächen annehmen und miteinander leben. Dabei bleiben Mißverständnisse und Spannungen nicht aus. Aber weil Jesus immer wieder mit uns anfängt, können auch wir aufeinander zugehen und einander vergeben. Unsere Lebensgemeinschaft kann nur gelingen, wenn jede Schwester Verantwortung dafür übernimmt. Dies schließt mit ein, daß wir lebenslang zur Schwesternschaft gehören.

Wir gestalten unsere Gemeinschaft durch verschiedene Elemente geistlichen Lebens.

Hören auf Gottes Wort und Zeiten des einsamen und gemeinsamen Gebetes prägen unseren Tagesrhythmus.

Tracht - Unsere Tracht ist das äußere Zeichen unserer inneren Zusammengehörigkeit und des Bekenntnisses zu unserem Dienstherrn Jesus Christus. Sie verpflichtet uns zu einem zeugnishaften Leben. Sie ist zugleich Signal für Hilfesuchende, manchmal Provokation, oft auch Anlaß, mit Menschen über den Glauben zu sprechen.

Mutterhaus - Mutterhaus bedeutet uns mehr als der Ort, an dem wir zu Hause sind. Wir denken dabei zuerst an die Schwesterngemeinschaft und nicht nur an das Gebäude, in dem wir wohnen. Die Schwesternschaft bedeutet für uns sendende, betende und tragende Gemeinschaft.

Hier finden wir geistliche Wegweisung in gemeinsamen Andachten, Gottesdiensten und Stillen Tagen. Das erhält unsere Lebensgemeinschaft mit Jesus lebendig.

  • Hier erfahren wir seelsorgerlichen und praktischen Rat in Herausforderungen und Konflikten.
  • Hier treffen wir uns zu Schwesterntagen und Feiern.
  • Hier können wir uns erholen.
  • Hier wird für uns in Krankheit und Alter gesorgt.
  • Hier befindet sich unsere Verwaltung.


Finanzen - Der von jeder Schwester mitgetragene Entschluß zum einfachen Lebensstil ermöglicht folgende Regelung:

Für unseren Einsatz in den verschiedenen Einrichtungen erhält die Schwesternschaft entsprechende Vergütung. Jede Diakonisse bekommt ein Taschengeld. Aus unseren Einnahmen finanzieren wir missionarisch-diakonische Aufgaben im In- und Ausland sowie unsere eigene Versorgung.

Als Glaubenswerk erwarten wir zugleich von Gott, daß er uns durch Spenden die notwendigen Mittel zuführt, die wir über die regelmäßigen Einnahmen hinaus benötigen.

III. Wo arbeiten wir?

Alle Dienste, die wir wahrnehmen, sollen dieser Welt Gottes Gegenwart bezeugen und Menschen in die Gemeinschaft mit Jesus rufen. Unter dieser Zielsetzung arbeiten wir:

  • in Krankenhäusern und Altenheimen
  • in ambulanter Krankenpflege
  • in Hauswirtschaft und Verwaltung
  • in Landeskirchlichen Gemeinschaften und Kirchengemeinden
  • in Kinder- und Jugendarbeit
  • in Tagungs- und Begegnungsstätten
  • in Suchthilfe und Lebensberatung
  • in Kindergärten und Kinderheimen
  • in Behinderteneinrichtungen
  • in Schulen und Ausbildungsstätten
  • in der Äußeren Mission.

IV. Stationen im Leben einer Diakonisse

Der Anfang - Gott spricht in das Leben einer jungen Frau hinein und beruft sie zur Diakonisse. Wir bieten vielfältige Möglichkeiten an, unsere Schwesternschaft kennenzulernen. Nach Gesprächen mit der Mutterhausleitung bewirbt sie sich um Aufnahme in die Schwesternschaft.

Die ersten zwei Jahre - Frauen, die Diakonisse werden möchten, sollen in der Schwesternschaft heimisch werden. Zugleich sollen sie zu vertiefter Gemeinschaft mit Jesus Christus finden und sich selbst besser kennen und annehmen lernen.

Durch die hauswirtschaftliche Arbeit im Mutterhaus wird eingeübt, fürsorglich für das Wohl der Gemeinschaft zu denken und zu handeln. Verschiedene Praktika geben Einblick in die Aufgaben der Schwesternschaft.

Der biblische Unterricht soll in die Zusammenhänge der Heiligen Schrift einführen.

In Andachten und Gebetszeiten, in Abendmahlsfeiern und Gottesdiensten empfangen wir gemeinsam neue Kraft, und unser Leben wird aus der Ichbezogenheit herausgelöst und zur Gottes- und Nächstenliebe befreit.

Die Jungdiakonisse - Ist nach etwa zwei Jahren Probezeit deutlich geworden, daß die junge Frau fähig und bereit ist, verbindlich in der Gemeinschaft zu leben, wird sie in die Schwesternschaft aufgenommen, erhält die Tracht und gebraucht gegenüber allen Schwestern des DGD das verbindende Du.

Im gemeinsamen Gespräch und Gebet erbitten wir Weisung von Jesus Christus, wie sich der weitere Weg der Schwester gestalten kann.

Die folgenden acht Dienstjahre gelten als Zeit des Reifens und Prüfens im persönlichen wie gemeinschaftlichen Leben. In dieser Zeit liegen Ausbildung und erste Berufserfahrungen.

Die Diakonisse - Nach zehnjähriger Zugehörigkeit bekennt sie sich vor der Schwesternschaft noch einmal verbindlich dazu, der Lebensführung Jesu treu zu bleiben. Als Diakonisse trägt sie wachsende Verantwortung in der Gemeinschaft und im Dienst. Gute, aber auch schwere Erfahrungen werden auf diesem Wege liegen. Höhepunkte sind persönliche Dienstjubiläen, die zur dankbaren Rückschau und zur erneuten Lebenshingabe an Jesus Christus motivieren.

Der Ruhestand - Die übliche Ruhestandsregelung gilt auch für uns. Wie in einer Großfamilie wollen wir einander unterstützen und tragen. Deshalb ist eine begrenzte Mitarbeit auch über den Eintritt in den Feierabend hinaus möglich. Lassen dies die Kräfte nicht mehr zu, werden die Schwestern liebevoll versorgt. Oft erleben wir, daß sie gerade dann den Dienst des Gebetes in besonderer Weise übernehmen. So bleiben wir bis zum Tod eingebunden in den Reichtum der Gemeinschaft und die Aufgaben des Reiches Gottes.